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Zusammenfassung
Rakkyō (らっきょう) ist eine kleine, weiße Zwiebelart aus der Allium-Familie, die in Japan besonders in der Präfektur Tottori wegen ihrer knackigen Textur und milden Schärfe geschätzt wird. Bekannt als Japanese scallion oder Chinese onion, wird sie ausschließlich angebaut und ist vor allem für ihre süß-sauer eingelegten Varianten beliebt, die häufig als Beilage oder Garnitur in der japanischen Küche verwendet werden. Die Erntezeit fällt auf Ende Mai bis Mitte Juni, wenn die Zwiebeln am frischesten und aromatischsten sind, während im Herbst ihre lila Blüten eine attraktive Landschaft bieten. Zwei Marken aus Tottori, Tottori Sakyū Rakkyō und Fukube Sakyū Rakkyō, besitzen sogar eine geschützte geografische Herkunftsbezeichnung, die die besondere Qualität und Herkunft aus den sandigen Böden der Region garantiert. Besucher können vor Ort die Ernte miterleben und so die Kultur und Bedeutung dieser einzigartigen Spezialität hautnah erfahren.Rakkyō (らっきょう), oft im Englischen als Japanese Scallion oder Chinese Onion bezeichnet, ist ein kleines Knollengemüse, das in Japan wegen seiner knackigen Textur, seiner milden Schärfe und leuchtenden eingelegten Varianten geschätzt wird. Obwohl es botanisch mit Zwiebeln und Knoblauch verwandt ist, ist Rakkyō eine eigene lokale Spezialität, besonders in der Präfektur Tottori. Dieser Guide erklärt, was Rakkyō ist, wo es wächst, seine saisonale und kulturelle Bedeutung, seine kulinarischen Verwendungen, Aussehen und Geschmack sowie Tipps für Reisende, wie sie es selbst erleben können.
Als ich Rakkyō zum ersten Mal während meiner Reise durch Tottori entdeckte, fiel mir sofort das besondere Aussehen auf – kleine, weiße Knollen, die wie Mini-Zwiebeln aussehen, aber ihren ganz eigenen Charakter haben. Die knackige Textur und der mild-knoblauchige Zwiebelgeschmack machten Rakkyō sofort zu meinem Favoriten, vor allem als süß-sauer eingelegte Variante. Seitdem suche ich Rakkyō immer, wenn ich in Japan bin – besonders zur Erntezeit, wenn die Felder in der Nähe der Tottori-Sanddünen voller Leben sind.
Was ist Rakkyō?
Rakkyō gehört zur Familie der Lauchgewächse (Gattung Allium) und ist mit Zwiebeln, Knoblauch und Schalotten verwandt. In Japan ist es jedoch ausschließlich eine angebaute Kulturpflanze; Wildsammlung ist unüblich. Der essbare Teil ist die kleine, rund bis ovale Knolle (2–3 cm Durchmesser, 4–6 cm Länge), die unter der Erde weiß wächst.
Auf Japanisch heißt es らっきょう (rakkyō, 辣韮), im Englischen meist Japanese Scallion oder Chinese Onion. Der wissenschaftliche Name ist Allium chinense, wodurch es sich von anderen Allium-Arten unterscheiden lässt. Anders als viele japanische Gemüsesorten wird Rakkyō in Japan nicht wild gesammelt. Die gesamte kommerzielle Versorgung stammt aus extra bewirtschafteten Feldern, in denen die Knollen durch gezielten Anbau vergrößert werden – die wichtigsten Anbaugebiete besitzen gut durchlässige Sand- oder sandige Lehmböden, um knackige, makellose Knollen zu gewährleisten.
Was Rakkyō besonders macht, ist die einzigartige Kombination aus Aromen – es hat die Knackigkeit einer Wasserkastanie, die milde Schärfe einer Frühlingszwiebel und leichte Knoblauch-Schalotten-Noten, die es ideal zum Einlegen machen. Diese Vielseitigkeit macht es zu einer beliebten Zutat in der japanischen Küche, vor allem als Beilage und Garnitur.
Kulturelle & Saisonale Bedeutung
Rakkyō hat tiefe kulturelle Wurzeln in Japan, besonders in der Präfektur Tottori, wo es auf den berühmten Sanddünen angebaut wird. Die Erntesaison reicht von Ende Mai bis Mitte Juni ; das ist die Zeit, in der die Knollen am knackigsten und aromatischsten sind. Laut dem offiziellen Saisonkalender von Tottori Präfektur erreicht Rakkyō dann seine Spitzenqualität [1].
Nach der Erntezeit blühen die Rakkyō-Pflanzen von Ende Oktober bis Anfang November mit kleinen lavendelfarbenen Blüten – ein wunderschöner Anblick, der viele Fotograf:innen und Naturliebhaber:innen anzieht. Die Tourismus-Website der Präfektur Tottori weist darauf hin, dass die Erntezeit zwar Ende Mai bis Anfang Juni ist, die Blüten aber von Ende Oktober bis Anfang November zu bestaunen sind [2].
Am 10. März 2016 erhielten zwei Rakkyō-Marken den Schutz als geografische Herkunftsbezeichnung (GI): Tottori Sakyū Rakkyō (鳥取砂丘らっきょう) und Fukube Sakyū Rakkyō (ふくべ砂丘らっきょう). Diese offizielle Anerkennung der Präfektur Tottori [3] stellt sicher, dass nur Rakkyō, das aus den geschützten Sandboden-Gebieten stammt, diese prestigeträchtigen Namen tragen darf.
Während meines Besuchs in Tottori Anfang Juni hatte ich das Glück, die Ernte miterleben zu dürfen. Die Felder nahe den Sanddünen waren voller Arbeiter:innen, die vorsichtig die Knollen ausgruben, und auf den Märkten wurde frisches Rakkyō feilgeboten. Die Blütezeit im Oktober ist ebenso beeindruckend: Zehn Hektar lila Blüten erzeugen ein "lavendelfarbenes" Panorama, das zum beliebten Fotomotiv geworden ist.
Wo Rakkyō wächst
Das Zentrum des Rakkyō-Anbaus in Japan ist die Präfektur Tottori , insbesondere die Küstenregion neben den Tottori-Sanddünen (鳥取砂丘). Die Hauptanbaugebiete sind Fukube Town (福部町) und das nördliche Kōei-Gebiet (北栄町), wo die sandigen Böden schnell abtrocknen und schneeweiße, knackige Knollen entstehen lassen. Diese Region ist laut Überblick der Präfektur Tottori [4] für den Großteil der nationalen Rakkyō-Produktion verantwortlich.
Während Tottori die Produktion dominiert, werden kleinere Mengen auch in Nord-Kyūshū, Teilen der Chūgoku-Region und auf Shikoku kultiviert. Die Böden in diesen Gebieten bestehen meist aus sandigem Lehm oder sandigen Küstenablagerungen, erreichen aber nicht die besonderen Eigenschaften der Tottori-Sanddünen.
Die Anbaubedingungen sind sehr spezifisch: Der Boden muss überwiegend sandig oder sand-lehmig und mit geringer Wasserspeicherfähigkeit sein, um Fäulnis zu verhindern. Das Klima sollte warme, eher trockene Sommer bieten; im Winter müssen die Knollen frostsicher sein, falls sie für die Blütenbildung auf dem Feld belassen werden.
Laut dem GI-Spezifikationsdokument des Landwirtschaftsministeriums (MAFF) wird der Pflanz- und Erntekalender exakt eingehalten [5]. Die Pflanzung erfolgt von Ende Juli bis Anfang September, wobei die Saatknollen im Abstand von 24 cm in Reihen und 8–10 cm innerhalb der Reihe gesetzt werden. Die Ernte findet dann von Ende Mai bis Mitte Juni des Folgejahres statt.
Ich war fasziniert vom Kontrast zwischen goldenem Sand und grünen Rakkyō-Feldern, als ich die Tottori-Sanddünen besuchte. Die Bauern erklärten mir, dass der Sandboden entscheidend für die besondere Textur und das Aroma des Gemüses ist und Rakkyō zu einer der charakteristischsten kulinarischen Spezialitäten Japans der Region macht.
Kulinarische Verwendung von Rakkyō
In Japan sind die Rakkyō-Knollen vor allem als eingelegte Spezialitäten bekannt, kommen aber auch in modernen Vorspeisen, Salaten und Fusionsgerichten zum Einsatz. Die Vielseitigkeit dieses Gemüses macht es zu einer wertvollen Bereicherung für jede japanische Küche.
Süß-sauer eingelegt (甘酢漬け, Amazu-zuke)
Das ist die traditionellste und beliebteste Art, Rakkyō zu genießen. Für ca. 1 kg Rakkyō benötigt man:
- Rakkyō-Knollen (mit Erde) 1 kg
- Salz 20 g
- Rakkyō-Essig (らっきょう酢) 500 ml
Zunächst werden Wurzeln und Spitzen entfernt, dann die Knollen bis zu 2 Wochen in Salz eingelegt („Haupt-Pickeln“), danach abgespült und für 2–3 Wochen in süß-sauren Essig eingelegt, bis sie rosa und aromatisch sind. Dieses Rezept stammt aus dem offiziellen Rezept "らっきょうの簡単漬け" der Präfektur Tottori [6].
Ich habe das selbst ausprobiert – das Vorgehen ist überraschend einfach. Entscheidend ist die Geduld: Die zweiwöchige Salzkur sorgt für den richtigen Biss und entfernt überschüssige Feuchtigkeit. Das Ergebnis ist ein perfekt ausgewogener süß-saurer Pickle, knackig und erfrischend.
Yuzu-Ponzu-Einlage (ゆずぽん酢漬け)
Diese Variante wurde von JA Zen-Noh Tottori entwickelt und kombiniert das Zitrusaroma von Yuzu mit der Spritzigkeit von Ponzu-Soße. Dazu wird Rakkyō leicht gesalzen, blanchiert und in Yuzu-gewürztem Ponzu mariniert – die Einlage wird oft mit feinen Yuzu-Schalenstreifen dekoriert und sieht wunderschön aus, ideal für besondere Anlässe.
Die Kombination aus Yuzu und Rakkyō ist im Winter besonders beliebt, wenn beide Zutaten Saison haben. Die frischen Zitrusnoten geben dem Pickle eine spritzige, sehr erfrischende Note, die besonders gut zu reichhaltigen Gerichten wie Nabe oder gegrilltem Fleisch passt.
Käse-Mayonnaise-Gratin (チーズマヨ焼き)
Diese moderne Zubereitung ist perfekt als Izakaya -Snack oder Partyhäppchen. Für das Gericht benötigt man:
- Eingelegtes Rakkyō (abgespült) × 2 Knollen
- Mayonnaise, Scheibenkäse, ggf. Chili-Flocken
Die Methode: Zwei Knollen auf einen Zahnstocher spießen, mit Mayonnaise bestreichen, Käse darüberlegen und überbacken, bis der Käse schmilzt. Dieses Rezept findet sich in der MAFF-Sammlung "Uchi no Kyōdo Ryōri" als „らっきょうチーズマヨ“ und ist ein beliebtes Fusion-gericht, das traditionelle japanische Pickles und westlichen Wohlfühlgeschmack verbindet.
Ich habe das zum ersten Mal in einer kleinen Izakaya in Tokio probiert – und war sofort begeistert. Die Kombination aus dem knackigen, eingelegten Rakkyō und cremig-geschmolzenem Käse ist einfach unwiderstehlich. Ein tolles Beispiel dafür, wie traditionelle Zutaten mit modernen Geschmäckern harmonieren.
Curry- & Salat-Topping
Dünn geschnittenes eingelegtes Rakkyō bringt Schärfe zu Kare Raisu (カレーライス) und bildet einen frischen Kontrast zur herzhaften, würzigen Sauce. Die knackige Textur und das säuerliche Aroma gleichen die Schwere des Currys aus und machen jeden Bissen ausgewogen.
Grob gehackte, rohe oder blanchierte Knollen können auch in Gartensalate oder Tartar-Soße eingearbeitet werden und geben klassischen Gerichten eine japanische Note. Die milde Schärfe passt bestens zu Meeresfrüchten – so eignet sich Rakkyō auch als Ergänzung zu Sashimi-Platten oder gegrilltem Fisch.
Aussehen & Geschmacksprofil
Rakkyō hat ein unverwechselbares Aussehen, das es von anderen Allium-Gemüsen abhebt. Die Knollen sind abgeflacht bis oval, messen 2–3 cm im Durchmesser und 4–6 cm in der Länge. Frisch geerntet besitzen sie eine blass gelb-braune Außenhaut, nach dem Waschen („洗いらっきょう“) zeigen sie eine strahlend weiße, glatte Schale – ein echter Blickfang.
Die Textur ist fest und knackig, mit einer glatten Oberfläche nach dem Entfernen der papierartigen Schichten. Das Innere zeigt reines weißes, schichtig aufgebautes, aber dichtes Fleisch mit sehr feinen Fasern. Roh bieten Rakkyō-Knollen einen intensiven Biss („shaki-shaki“), der an Wasserkastanien erinnert; eingelegte Varianten werden zwar weicher, bleiben aber angenehm bissfest, da die Fasern durch die Säure leicht zart werden.
Die Aromatik macht Rakkyō besonders: Roh überzeugt es mit sauberer, pfeffriger Schärfe, vergleichbar mit Frühlingszwiebeln, aber mit erkennbaren Knoblauch-Schalotten-Noten. Eingelegt verwandelt sich das in eine harmonische süß-saure Mischung, die milde Schärfe wird zu einem erfrischenden, süchtigmachenden Zing.
Im Vergleich zu anderen Allium-Gemüsen ist Rakkyō schärfer als eine milde Zwiebel, aber sanfter als roher Knoblauch. Die Textur ähnelt eher der von Wasserkastanien als der klassischen Haushaltszwiebel – ein echtes Unikat unter japanischem Gemüse und Pickles.
Fazit & Empfehlungen
Rakkyō (らっきょう) ist ein kultiviertes Knollengemüse, das in der japanischen Küche einzigartig und besonders eng mit den Sanddünen der Präfektur Tottori verbunden ist. Die Erntezeit (Ende Mai–Mitte Juni) und die Blütephase (Ende Oktober–Anfang November) markieren zwei spannende Perioden: Frische Knollen zum Probieren und atemberaubende lila Blütenfelder.
Kulinarisch reicht die Bandbreite von klassischen süß-sauren Pickles bis zu modernen Käse-Mayo-Gratins, Curry-Beilagen und Fusions-Tapas. Dank seiner Vielseitigkeit ist dieses Gemüse eine tolle Bereicherung für jede japanische Küche – sowohl in traditionellen Rezepten als auch bei modernen Kreationen.
Die besonderen Anbaubedingungen in Tottoris Sandboden sorgen für die einzigartige Knackigkeit und das milde Aroma, die Rakkyō so besonders machen. Wer authentisches Rakkyō sucht, sollte nach GI-zertifiziertem „Sakyū Rakkyō“ Ausschau halten – diese Bezeichnung garantiert höchste Qualität und echte Herkunft.
Meine Empfehlung: Probiert zuerst Rakkyō in der eingelegten Form – so wird es in Japan am häufigsten gegessen. Der süß-saure Pickle ist ein perfekter Einstieg: Knackig, aromatisch und mit ausgewogenem Geschmack, der zu vielen japanischen Spezialitäten wunderbar passt.
Habt ihr schon einmal Rakkyō probiert? Wie war eure Erfahrung? Ich freue mich auf eure Eindrücke in den Kommentaren!
Teile deine Meinung gerne in den Kommentaren!Wer sich ein Stück Japan nach Hause holen möchte, findet online Rakkyō-Saatgut und Anbauutensilien. Selbst Rakkyō zu ziehen, ist ein tolles Erlebnis und eine schöne Art, sich das ganze Jahr mit japanischer Küchentradition zu verbinden:
Quellen:
- Saisonkalender Präfektur Tottori (jap.): https://www.pref.tottori.lg.jp/154333.htm#:~:text=...
- Tourismus-Website Präfektur Tottori (jap.): https://www.tottori-guide.jp/tourism/tour/view/828...
- Offizielle Bekanntmachung Präfektur Tottori (jap.): https://www.pref.tottori.lg.jp/178187.htm#:~:text=...
- Überblick Präfektur Tottori (jap.): https://www.pref.tottori.lg.jp/178187.htm#:~:text=...
- GI-Spezifikationsdokument MAFF (jap.): https://www.maff.go.jp/j/shokusan/gi_act/register/...
- Rezept Präfektur Tottori (jap.): https://www.pref.tottori.lg.jp/178273.htm#:~:text=...
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