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In diesem Beitrag werde ich euch von den unglaublichen Unterschieden zwischen den Früchten in Japan und denen in Deutschland erzählen. Ich bin in Deutschland aufgewachsen und kenne die Preise, das Aussehen, den Geschmack und die Verpackungen hierzulande seit meiner Kindheit. Deshalb konnte ich in Japan meinen Augen kaum trauen, als ich gesehen habe, wie perfekt das Obst dort aussieht - und wie teuer es außerdem ist! Eine Mango kann zwischen 10 und 500 Euro kosten. Auch wenn die Früchte aus dem japanischen Supermarkt aussehen wie aus dem Bilderbuch - in Deutschland würden Normalverdiener wohl niemals so viel Geld "nur" für schönes Obst ausgeben!
Was macht japanisches Obst so besonders?
Kurz gesagt: Es ist wunderschön und schmeckt absolut köstlich! Es gibt nämlich verschiedene Regulierungen der japanischen Agrikultur-Kooperative, die Größe, Farbe und Geschmackspalette der verkäuflichen Früchte bestimmen. Zusätzlich werden meist nur sehr wenige Früchte an einem einzigen Strauch oder Baum gezogen, damit diese einen maximalen Süßegrad und einen ausgezeichneten Geschmack entwickeln können.
Früchte sind Boutique-Ware
Japans Landmasse besteht zu 80% aus Bergen. Das bedeutet, dass es kaum Fläche für große Obstfarmen gibt. Das meiste Obst in Japan wird deshalb von Bauern produziert, die nur wenige Pflanzen haben, dafür aber ihre ganze Energie in die Perfektionierung der Früchte von diesen stecken. Bei den berühmten Zuckermelonen der Region Shizuoka wächst beispielsweise nur eine einzige Melone pro Pflanze. Die jungen Melonen werden regelmäßig vom Bauern massiert, um so einen höheren Süßegrad zu erzielen. Früchte werden außerdem fast immer per Hand geerntet. Für den Verkauf werden sie in wertigen Verpackungen platziert oder einzeln in Cellophan verpackt.
Obst als Geschenk
Früchte sind in Japan nicht einfach nur Lebensmittel, sondern haben einen ganz besonderen Stellenwert in Gesellschaft und Kultur. Sie werden nicht als Snack gesehen, sondern als Luxusware - je perfekter das Obst, desto exklusiver ist es als Geschenk! Früchte werden verschenkt, wenn Dankbarkeit oder Hochachtung ausgedrückt werden sollen, oder wenn die Japaner jemanden beeindrucken oder verwöhnen wollen. Auch nach besonders schicken Dinners wird oft aufgeschnittenes Obst angeboten. Weil Obst diesen exklusiven Status hat, muss es auch absolut makellos und verschenkenswert sein: Ohne Dellen oder Druckstellen, perfekt gerundet und in attraktiven, appetitlichen Farben. Neben besonders schönen Früchten werden übrigens auch andere Gourmet-Lebensmittel gerne verschenkt: Unter anderem sind das Tee und sogar Steaks!
Luxus: Obst
Verschenkt werden einerseits zwar die meist ohnehin perfekt aussehenden Früchte. Andererseits gibt es aber auch ganz spezielles Obst, das zu Spitzenpreisen von über 3500 Euro verkauft wird. Für diese stattliche Summe kann beispielsweise eine besonders exklusive Weinrebe als Hochzeitsgeschenk gekauft werden! Es gibt aber auch würfelförmige oder schwarze Wassermelonen und fünfeckige Orangen.
Erdbeeren in Japan
Ein Paket mit 9 Erdbeeren, die alle gleich rot sind, keine Dellen aufweisen, eine perfekte Form haben und zusätzlich noch mit Polsterfolie umwickelt sind, kostet 20 Euro im Supermarkt. Der Preis kann auch viel höher gehen, wie zum Beispiel bei weißen Erdbeeren, die auch gerne mal über 100 Euro kosten können. Diese Erdbeeren werden in Japan anstelle von Pralinen, wie wir sie kennen, als Geschenk für besondere Anlässe überreicht.
Romantische Erdbeeren
Erdbeeren gelten in Japan als sehr romantisches Obst. Deshalb werden sie besonders gerne von Liebenden verschenkt.
Äpfel in Japan
Auch die japanischen Äpfel unterscheiden sich stark von den deutschen. Im ganz normalen Supermarkt bezahlst du für 3 Äpfel gleich 7 Euro.
Honigmelone in Japan
Honigmelonen gehören zu dem teuersten Früchten in Japan. Als ich mir eine Melone im Supermarkt kaufen wollte, lag der Preis bei 33,52 Euro. Ganz schön viel, wenn man überlegt, wie viel man hier in Deutschland dafür bezahlen würde. Auch wenn die japanischen Melonen deutlich schöner aussehen und süßer schmecken, lohnt es sich für mich nicht, diese zu kaufen. Personen mit dickerem Geldbeutel können sich ganz besondere Honigmelonen mit einem perfekten Muster für bis zu 11.000 Euro gönnen. Diese Luxus-Melonen bekommst du in schicken Boutiquen, die Juwelierläden ähneln. Die Früchte werden dort hinter verschlossenen Glasvitrinen gelagert, und die Einrichtung in diesen Läden wirkt sehr nobel.
Trauben in Japan
Trauben in Japan sind sehr dick und haben die Größe einer deutschen Erdbeere. Sie schmecken unglaublich süß und haben alle das selbe Aussehen. Man bezahlt in einem Supermarkt circa 9 Euro für eine normale Schale.
Ist alles Obst in Japan perfekt?
Du bekommst leicht verformtes oder nicht ganz perfektes Obst, wenn du auf Bauernmärkten einkaufen gehst. Dort dürfen Bauern nämlich auch Früchte verkaufen, die nicht ganz so aussehen wie gezeichnet. Auch am Land, außerhalb von großen Städten, bekommst du "normales" Obst, wenn dieses gerade Saison hat. Bauern verarbeiten "mangelhaftes" Obst oft zu Essig oder Marmeladen.
Food Waste in Japan
Leider resultiert der Wunsch nach perfektem Obst in viel vermeidbarem Food Waste. Während Obst in westlichen Supermärkten oft 3-4 Tage im Regal bleiben darf, wird es in Japan häufig nach nur 1-2 Tagen entsorgt. Da aber keine "Massenproduktion" an Obst stattfindet, wie wir sie kennen, wird viel mehr Mühe aufgewendet, um die wenigen produzierten Produkte so attraktiv wie möglich zu halten.
Kommentare
Den Beitrag finde ich eigentlich gut, aber mir fehlen ein paar wichtige Punkte bei dem Thema.\n\nWieso müssen die Früchte perfekt sein? Wie kommt der Preis zustande? Was ist mit der Ausschussware?\n\nDass man zB nur die schönste Melone reifen lässt und darum die anderen abschneidet, damit sich die Pflanze nur auf diese eine konzentrieren kann.\n\nIn Europa möchte man FoodWaste reduzieren und ist von der Normierung für gerade Gurken etc abgekommen um auch krumme zu verkaufen. Wie sehen das Japaner? Je perfekter etwas aussehen muss, desto mehr Ausschussware gibt es auch.
Liebe Monika, schön, dass dir der Beitrag gefallen hat. Danke für deinen Kommentar - wir haben den Beitrag schon ergänzt. Hier aber noch einmal die Antwort auf deine Fragen: Obst in Japan wird als Luxusware wahrgenommen, nicht als "notwendiges" Nahrungsmittel. Früchte werden deshalb gerne verschenkt (und gelten auch als wertiges Präsent). Deshalb müssen sie möglichst attraktiv aussehen. Ausschussware wird auf Märkten direkt von den Bauern verkauft oder auch zu Essig oder Marmeladen verarbeitet. Die japanische Agrikultur-Kooperative hat leider sehr strenge Richtlinien, was Aussehen und Geschmack der Früchte betrifft, die verkauft werden dürfen. Bezüglich Food Waste müsste hier also auf politischer Ebene noch einiges passieren. Mit freundlichen Grüßen Rafaela von RyuKoch
Liebe Rafaela\n\nVielen Dank für deine Antwort. Der Beitrag ist jetzt wirklich ausführlich und trotzdem anschaulich und gut erklärt, ihr habt keine Frage offen gelassen.\n \nLiebe Grüsse\nMonika\n\n
Hi Monika, vielen lieben Dank für deinen Kommentar :) VG Matthias und Ryusei
Toll und anschaulich verfasster Artikel.
Vielen Dank! Liebe Grüße Ryusei
Ich habe den Artikel erst heute gefunden und interessiert gelesen. Ich finde es gut, dass es in Japan strengere Richtlinien gibt und dass die Früchte gut verpackt werden. \nEin Großteil dessen, was in deutschen Supermärkten an angeblich "frischem" Obst/Gemüse verkauft wird, wäre in Japan sicherlich unverkäuflich. Und das hat nichts mit krummen Produkten zu tun, sondern mit alter, teilweise falsch gelagerter und vergammelter Ware - ungesunder Ware! Zu oft sehe ich hier verdorbenes, schimmeliges Obst/Gemüse. Wenn ich nur das frische und unverdorbene aus einer Packung verwerte, bin ich zuweilen auch bei Kilopreisen von 20 und mehr Euro.
Danke, Gabi! Es stimmt, die Qualität des Obstes und Gemüses in Deutschland lässt manchmal zu wünschen übrig. Da könnten wir von Japan viel lernen! Liebe Grüße Ryusei